Geiz ist nicht geil

Ich bin ziemlich freigiebig. Wenn wir draussen sind, habe ich immer eine gute Handvoll Futter im Beutel, und Bröckchen für Bröckchen landet es in Blackys Schnute.
Einmal, weil er so über Tag wenigstens was frisst - zuhause tut er das nämlich nicht. Erst abends oder nachts frisst er seine Portion Frischfutter.

Die Tatsache, dass er draussen, aus meiner Hand, begeistert frisst (Trockenfutter, dass er zuhause aus dem Napf nicht anrührt), lässt sich natürlich sehr gut nutzen, um richtiges Verhalten zu bestätigen. Das Futter kommt ja nicht einfach so geflogen, es kommt für ein schönes Neben Mir Laufen, für ein Sitz und Bleib, für Herkommen, für alles mögliche.
Dinge, die er natürlich schon längt "Kann" - muss man die noch bestätigen? Man muss nicht, aber man kann. Zuviel positive Bestärkung gibt es nicht.

Daher wundert es mich, dass es allgemein als toll gilt, wenn man keine Leckerlie "braucht". Woher kommt das? Meiner Meinung nach daher, dass viele Leute Belohnung mit Bestechung verwechseln. Hunde sind nicht blöd. Wenn man immer mit dem Leckerlie lockt, muss man sich nicht wundern, wenn der Hund das Gewünschte nur ausführt, wenn er weiß, dass die Belohnung schon in der Hand ist. Er hat das Futter in der Hand als Teil der Übung gelernt. Locken mit Futter darf nur der erste Schritt sein, schnell sollte man dazu wechseln, die Belohnung erst hervorzuholen, wenn das erwünschte Verhalten gezeigt wurde - und dann auch nicht jedes Mal. Wenn man IMMER belohnt, bekommt das Ausbleiben der Belohnung sonst sogar den Charakter einer Strafe - der Hund zeigt das Verhalten dann nicht mehr so bereitwillig. Hunde, die variabel belohnt werden -mal gibt es was, mal nicht - zeigen das erlernte Verhalten dagegen recht ausdauernd auch ohne Belohnung. Irgendwann muss dann aber mal eine Bestätigung kommen.

Solange der junge Hund noch nicht gefestigt ist, finde ich es nicht angebracht, mit Belohnung zu geizen. Man sollte ja auch nicht vergessen,
dass sich der heranwachsende Hund in einem dauernden Prozess der Veränderung befindet. War das Herankommen bisher einfach, weil er seine Begeisterung für Wildfährten oder Bewegungsreize noch nicht entdeckt hatte, wird es plötzlich zur schwierigen Übung, weil der Jagdtrieb eine gewaltige Motivation darstellt, gegen die man erst mal ankommen muss. Für einen jungen Hund kann eben alles von heute auf morgen ganz anders aussehen - das ist dann die gefürchtete Pubertät.

Komischerweise sind oft die Leute, die mit Belohnung geizen (und darauf stolz sind), gerade die, die sehr freigiebig mit Strafe umgehen. Da wird der Hund dauernd zurechtgewiesen, angemeckert und geschimpft, weil er etwas unerwünschtes tut - und wenn er dann tatsächlich kommt oder sitzt oder was auch immer, wird er nicht mal bestätigt, weil man ja immer noch sauer ist. Die Bestätigung des Erwünschten bleibt aus, dem Hund wird die Möglichkeit genommen, zu lernen, wie er das Geschimpfe beim nächsten Mal umgehen kann. Er macht wieder, was er (ohne es zu wissen) nicht tun soll - und dann heisst es, er würde Grenzen austesten....

Ich habe kein Problem damit, den Hund auch mal anzumeckern, wenn er sich daneben benimmt. Aber wenn er es nicht tut, dann lasse ich keine Gelegenheit aus, ihm das mitzuteilen - sei es mit einem Lob oder einer Belohnung.

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