Früher waren die Hunde besser erzogen!

Ja klar, früher war ja überhaupt alles besser. Eine Einstellung, die ich furchtbar nervig finde und auch nicht teile.
Ich hatte als Kind panische Angst vor Hunden. Nicht ohne Grund, denn mit 2 Jahren wurde ich von einem Collie gebissen. Die Narben hatte ich noch viele Jahre lang. Der Besitzer des "Der macht nichts, den kann die Kleine ruhig mal streicheln" - Hundes war der Meinung, ich sei selbst schuld. Hmmm - das würde heute anders laufen. Später machte ich auf dem Heimweg von der Schule einen riesigen Umweg, weil die beiden Dobermänner im Dorf gerne mal einen Satz über den Zaun machten, wenn man vorbeiging. Auch da sah wohl niemand Handlungsbedarf... Trotzdem setzte sich bei mir die Hundeliebe durch, und nach längerer Zeit täglichen Nachbarhund-Ausführens bekam ich meinen eigenen Hund, einen Dackel, mit dem ich fortan stundenlang durch die Gegend zog. Auch das ist heute anders: ich schicke meine 11jährige nicht alleine mit dem Hund los. Warum eigentlich? Weder gesetzlich noch seitens der Versicherung ist das ein Problem (ich habe mich erkundigt).
Was also ist heute ganz anders als früher - und für ein Kind, wie ich finde, kaum zu meistern?

Wenn man nicht ganz auf dem platten Land wohnt, gibt es so gut wie keinen Spaziergang ohne Hundebegegnungen. Und dann immer die Frage: Anleinen oder Spielen lassen? Hab ich rechtzeitig reagiert und zurückgerufen? Was, wenn der andere angedüst kommt? Was, wenn meiner nicht hört und hinrennt? Wenns Zoff gibt (ist mir bis jetzt zum Glück noch nicht passiert)? Wie macht man anderen Hundehaltern klar, dass man keinen Kontakt an der Leine will? Wie kommt man auch am fünften Hund noch ruhig mit dem eigenen Hund an der Leine vorbei?
Die Begegnung mit anderen Hunden ist für mich, obwohl Blacky wirklich unkompliziert ist, die größte Erziehungsherausforderung überhaupt. Der ultimative Test für den Rückruf und die Leinenführigkeit. Souverän bleiben, erkennen, ob der eigene oder fremde Hund gestresst, genervt, aggressiv oder ängstlich ist. Gegebenenfalls einen fremden Hund auf Abstand halten müssen und dann auch noch die eigene Haltung zum Thema Hundekontakt diskutieren und verteidigen müssen.
Wenn ich an meine Kindheit mit Waldi (ja, so hiess er) zurückdenke und mich frage, wie das damlas war, kann ich mich nicht an häufige Begegnungen erinnern. Wir hatten einige wenige Hundekumpel, das wars. Heutzutage gibt es dagegen überall Hunde. Klar, dass es entsprechend natürlich auch mehr schlecht erzogene gibt - aber auch viele tolle und gut geführte. Die Ansprüche an Hunde sind eben extrem gestiegen. Für mich persönlich gilt die Eingangsaussage jedenfalls nicht - denn während ich mich bei Blacky wirklich bemühe, lebte Waldi eigentlich ein recht unbehelligtes Dackelleben....

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