Von Blümchenhunden und der Leckerlie-Lüge - der Dummfug der Woche!

Man soll keine Bücher rezensieren, die man nicht gelesen hat. Ich bekenne mich schuldig und angreifbar. Dies ist keine Rezension, sondern einfach Gemecker!

In diesem Fall - "Jeder Hund kann gehorchen lernen" von Sebastian Brück und Dirk Lenzen -  haben mir die paar Seiten Kindle-Leseprobe nämlich echt gereicht. Wenn ich etwas gar nicht leiden kann, dann sind das Leute, die sich allein dadurch profilieren wollen, dass sie alle anderen schlecht reden.
Das ist so derart schlechter Stil, das geht einfach gar nicht. Mehrfach mal wieder der Hinweis, dass sich ja jeder hergelaufene Sepp Hundetrainer nennen kann. Tja, das gilt auch für den Autor (und seinen Co-Autor).

Dabei seien doch die meisten Hundetrainer nur in der Lage, mit "Blümchenhunden" - aka Labrador und Golden Retriever - umzugehen. Hunde, die, wie der Autor durchblicken lässt, eigentlich wirklich keinen Trainer bräuchten - als stelle sich jeder Labbi-Halter mit dem Gang zur Hundeschule selbst ein Armutszeugnis aus. Dass es Leute geben soll, die einfach gerne was zusammen mit ihrem Hund machen, die lernen und sich weiterentwickeln wollen, auf die Idee kommt er nicht. Freilich, bei ihm geht es ja auch ums "Gehorchen" und nicht um die Freude am Hund.

Und dann kommt das allseits immer gern gezückte Totschlagargument solcher "echten Kerle": Diese weichgespülten Blümchentrainer mit ihren Leckerchen scheitern doch, wenn man ihnen einen echt aggressiven, verhaltensgestörten Hund vorsetzt!

Das mag sogar sein! Es muss sich ja auch weiß Gott nicht jeder Trainer auf ausgemachte Problemhunde spezialisieren. Die riesige Mehrzahl der Hunde ist ja auch weder aggressiv noch verhaltensgestört. Bin ich eine schlechte Journalistin, weil ich als Kriegsberichterstatterin in Bagdad hoffnungslos verloren wäre? Dummdreiste und unprofessionelle Verallgemeinerungen gehen mir immer ganz besonders auf den Keks.

Ach ja, und die Leckerchen-Lüge. Herr Lenzen verkündet uns die große, unfassbare Wahrheit: Man kann nicht jedes Problem mit Leckerchen lösen! Wow. Was für eine Erkenntnis. Natürlich ist es wie üblich die "hundliche" Kommunikation, mit der alles viel besser wird, man muss es dem Hund so sagen, wie es ein anderer Hund tun würde.

Man würde sich gerne mit ihm hinsetzen und ihm erklären, wie Lernen eigentlich funktioniert. Warum Belohnung nicht gleich Bestechung ist. Dass Kommunikation VOR der Verstärkung - oder Bestrafung - kommt, ganz andere Baustelle. Und ... ach was, eigentlich will man solchen Leuten gar nichts erklären.



Für mich ist das einfach mal wieder ein beeindruckendes Beispiel echter Primaten-Kommunikation. Seht her *trommelaufdiebrust* ich bin der Größte hier und hab die dicksten *Zensur*. Ich kann lauter rumbrüllen als ihr alle!! Ich bin ALPHA! Kein Wunder, dass Alphatierphantasien auch hier mal wieder vor dem Hund nicht Halt machen.

Beindruckt mich sowas von Null Komma Gar Nicht.

Aber morgen werde ich gleich mal den Nachbarshund fragen, wie ich Blacky auf "hundlich" klar machen kann, dass er 10 Minuten lang im Platz liegen bleiben soll. Den Ball wieder bringen soll. Nachbars Katze nicht hinterherrennen soll. Und natürlich auf mein Rufen unverzüglich das Schnüffeln sein lassen soll und gleichsofortundohnezögern zu mir kommen soll! Wenn ich doch nur "Hundlich" könnte!!

Allerdings schwant mir: Wenn Filou reden könnte, dann würde er mich daraufhin nur sehr ernst anschauen und ganz langsam und deutlich sagen:

"Meine Liebe, für so einen Unsinn haben wir auf hundlich keine Worte! So einen Mist wollt nur ihr Menschen, da müsst ihr euch schon selbst was einfallen lassen. Oh, aber Danke für den Keks!"

PS: Ich habe eigentlich keinen Zweifel daran, dass Herr Lenzen als Trainer gar nicht so übel ist. Es wäre schön, wenn er das nicht jedem anderem einfach pauschal absprechen würde. Es gibt eben nicht immer nur ein und denselben Weg.

4 Kommentare:

  1. Ich kann derlei Dummfug (gefällt mir, das Wort) auch nicht leiden. Verallgemeinerungen, Pauschalisierungen und Reduzierungen auf die eine einzig wahre Methode bringen nur Leid.

    LG Andrea mit Linda

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  2. Ich habe selbst einen Katastrophenhund. Tierarzt mit Weiterbildung Verhaltensänderung guckte nur und kam mit den üblichen Tipp wie Leckerchrn, Quietschi und ausweichen. Sonst Achselzucken. Madam aus der Nachbarschaft mit zwei Malinoia die sie nicht im Griff hat erklärte mir was von Uhren Trainerscheinen und kommt mit Hunden, die nicht nach Schema F reagieren auch nicht klar. Die rafft ja noch nicht mal, das es einen Unterschied zwischen "Alltag in der Stadt" und "Arbeit auf dem Hundeplatz" gibt. Ich bin von Leuten angegriffen worden die meinen Zweithund zwar nicht kennen, aber genau wissen, wie man ihn perfekt erzieht. Mittlerweile habe ich bei solchen Leuten genau zwei Vorgehensweisen. Den einen erkläre ich "herzlichen Glückwunsch zum neuen Hund" und reiche ihnen die Leine. Das reicht um sie ganz schnell ganz klein und hilflos zu kriegen. Die Anderen bekommen klipp und klar eine Strafanzeige angedroht. Dann sind auch die ruhig - und wer meint, er müsse mich immer noch angreifen wird irgendwann erkennen, daß ich es wirklich ernst meine. Es gibt verschiedene Wege der Hunde Erziehung und nicht nur "Einen richtigen". Aber es gibt leider immer wieder Menschen, die denken, das es nur einen Weg gibt und der für alle Hunde gilt. Wuerde es danach gehen, wäre mein zweiter Hund nicht mehr am Leben weil eine unberechenbare Gefahr. Es ist toll wenn jemand bislang nur unkomplizierte Hunde im Training hatte oder Tierschutzhunde, die tatsächlich ewig dankbar gewesen sind. Geht hat auch anders und wenn Männer dann Bücher schreiben und vom Verhalten her anscheinend gen Steinzeit mutieren (alle doof ausser ich) ist es bedauerlich. für den Autoren, der sich als Mensch outet, mit dem man nix zu tun haben möchte. Die besten Bücher meiner Meinung nach sind ohnehin die Standardwerke von P. McConnell. 😆. Weil sie caniden und Primaten so wunderbar gegenüber stellt.

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  3. Hast du egsehen, dass es das gleiche Buch (optisch und Titel) auch noch mit einem anderen Autor gibt. Verstehst du das?

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  4. Ich hab mal nachgesehen - Dirk Lenzen ist der Hundetrainer, Sebastian Brück ist Journalist und Ghostwriter.

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Danke! Ich werde den Kommentar so bald wie möglich lesen und freischalten.