Perspektive

Es ist doch immer alles eine Frage des Blickwinkels. Bei unserem morgendlichen Nachbars-Hunde-Spieletreff bin ich die "Böse". Der arme Blacky darf nicht mehr gefüttert werden, muss ab und zu ruhig abliegen, muss für ein Leckerlie etwas tun (und nicht nur lieb gucken)... ach, das Frauchen ist so streng mit dir, Blacky!
Ganz im Gegensatz dazu der gestrige Abend, eine Verabredung im Biergarten mit einer Reiterkollegin, um einen bevorstehenden Wanderritt zu besprechen. Nach einer knappen Stunde Autofahrt gings natürlich erst mal 20 Minuten Laufen. Das brave Liegen neben mir im Biergarten ist noch nicht wirklich gefestigt, der Hund steht noch alle paar Minuten wieder auf. Dann wird er wieder ins Platz geschickt, aber freundlich, würde ich ihn anmotzen, könnte er gar nicht mehr liegen - wenn Blacky unsicher ist, legt er sich einfach nicht gerne, das fällt ihm schrecklich schwer. Man muss halt immer auch beachten, ob der Hund etwas nicht will - oder tatsächlich, physisch oder psychisch (noch) nicht kann. Für mich ist so ein Biergartenbesuch also ganz klar eine Übungssituation, das klappt natürlich noch nicht supergut, bedarf viel Aufmerksamkeit, Leckerlie und Geduld.
Und der Kommentar der Reiterkollegin dazu: "Dein Hund ist ganz schön verwöhnt!"

Tja, so kanns gehen. Ich, die Böse, verwöhne meinen Hund. Ich schüttel über beide Extreme insgeheim den Kopf. Weder ist es Schikane, einen Hund zu erziehen - noch ist es verwöhnen, wenn man dem Hund zugesteht, dass er etwas eben noch nicht kann. Man muss doch nicht immer gleich annehmen, dass der Hund nur "Testen" will oder "sich nichts sagen lässt". Klar findet der es blöd, zwei Stunden ruhig unter einem Tisch zu liegen, rundum Menschen und Lärm. Ich würde das auch blöd finden, und immer mal anfragen, ob wir endlich wieder gehen können ... und wenn ich ein Hund wäre, dann würde ich garantiert hartnäckiger und öfter nachfragen als mein sanftes Pudelchen, da bin ich ganz sicher.

Aber ich nehme die Kommentare anderer Leute zu meinem Umgang mit dem Hund nicht übel, ganz im Gegenteil - denn es ist immer gut, ein Feedback zu bekommen und damit einen Anlass, über das eigene Verhalten konkret nachzudenken und evtl auch mal zu korrigieren. So kann man am besten zu einer klaren Linie finden.
Auf jeden Fall hat Blacky heute morgen beim Spieletreff so prompt und so lange Platz gemacht wie noch nie. Manchmal muss auch ein Hund eben erst mal drüber schlafen. Und ich versuche, bei meiner Linie zu bleiben - konsequent, aber freundlich und verständnisvoll.

1 Kommentar:

  1. "Weder ist es Schikane, einen Hund zu erziehen - noch ist es verwöhnen, wenn man dem Hund zugesteht, dass er etwas eben noch nicht kann." Das würde ich mir am liebsten auf kleine Karten drucken und beim nächsten doofen Spruch im Park verteilen! :)

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Danke! Ich werde den Kommentar so bald wie möglich lesen und freischalten.