Gegenverkehr

Heute morgen im Wald. Ich laufe so daher, mitten auf dem Weg. Kommt uns ein alter Mann mit Walkingstöcken entgegen. Auch mitten aus dem Weg. Ich also Hund ins Fuß und an den Wegrand. Und da Blacky nun mal links von mir Fuß geht, an den linken Wegrand.

Und der Oppa? Macht das auch. Also, mein Links, sein Rechts.

So einer, denke ich. Das kenne ich ja schon - die Leute müssen ja irgendwie immer versuchen, außen am Hund vorbei zu gehen. Warum? Das frage ich mich schon lange. Aber egal, man kann ja schon froh sein, wenn sie sich nicht zwischen mir und dem Hund durchquetschen wollen...

Meine eiserne Regel lautet nun aber: Hund immer außen. Ob mit oder ohne Leine. So können sehr viele Probleme und Missverständnisse überhaupt nicht erst entstehen. Der Hund hat Orientierung, kann sich sicher fühlen, ich habe Kontrolle über die Situation. Es wird niemandem vor die Füsse gelaufen, es kann kein ungewollter Kontakt aufgenommen werden, ob von Hund oder Mensch, der Hund weiß 100%ig: Ich habe mich um diese Situation einfach nicht zu kümmern. Geht mich nix an, ist nicht mein Problem. Gucken darf man natürlich, aber sonst passiert einfach NIX, nada, null. Ob da ein Hund ausrastet, ein Kind schreit, jemand lockt und schnalzt, Stöcke klappern. Diese grundsätzliche Übereinkunft macht das Leben einfach leichter.

Nun könnte ich die Seite wechseln und den Hund nach rechts nehmen. Geht ja auch. Mache ich auch oft - aber erstaunlich häufig gehen die entgegenkommenden Leute dann auch auf die andere Seite... siehe oben.
Da in diesem Fall ein breiter Seitenstreifen zur Verfügung steht, mache ich es mir leichter und gehe halt noch ein bissel weiter links.

Der Oppa aber auch.

Er hat offensichtlich auch seine Prinzipien.

Ich bleibe also einfach stehen, vor/neben dem Hund, und denke mir: Dann stöckel halt vorbei... Ist ja nicht so als ob ich es irgendwie eilig hätte.

Der Oppa steuert unbeirrt auf uns zu.

Da kommt mir jetzt der Umgang mit den Pferden zugute - die trainieren einen sehr effektiv darin, sich darüber bewusst zu werden, ob man sich bewegen lässt oder nicht. In meinem Fall: Nicht. Ist ja nicht so, als hätte ich Oppa nicht schon den kompletten Weg frei gemacht. Ich gucke also gelangweilt vor mich hin und warte. Bleibt der Oppa (ok, genug mit der Respektlosigkeit, der ältere Herr) stehen und ranzt mich an:

"Warum müssen Sie jetzt unbedingt links gehen?"

Hä?

Aber fragen ist ja immer gut. Ich also lieb und nett erklärt, dass es immer besser ist, wenn der Hund außen ist, so kann niemand angesprungen oder beschnüffelt werden, und der Hund hat keine Angst, denn viele Hunde mögen Walkingstöcke nicht, usw usf.

"Dann lassen Sie den halt rechts laufen!!"

Äh.. naja, der Hund geht Fuß und das hat er nun mal links gelernt, das macht man so (muss jetzt der Herr ja nicht wissen, dass er das auch rechts kann. außerdem kann er es links tatsächlich besser, weil zuerst und intensiver geübt, wegen der Begleithundeprüfung und so.)

"Ist der gefährlich?"

Hä?? Nein.

"Man geht rechts auf dem Weg!!"

Alles klar. An diesem Punkt habe ich mich entschieden, den guten Mann mit seinem gutbürgerlichen Ordnungssinn einen guten Mann sein zu lassen und bin wortlos weiter. (Mit dem Hund aussen selbstverständlich.)

Beim nächsten Mal nehme ich ne Lampe mit und blinke, bevor ich abbiege.


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