Und da läuft der einfach so mit?

Sowohl beim Radeln als auch beim Reiten werde ich das öfter gefragt: "Und der läuft da einfach so mit?"

Ich sage dann immer: "Meistens!"

Natürlich läuft mein Hund nicht immer und überall problemlos "einfach so" mit. Über unsere Rückschläge schreibe ich hier ja auch immer wieder. Im Großen und Ganzen klappt es gut, es hat einiges an Übung erfordert, und natürlich klappt nicht immer alles genau so, wie ich das möchte.

Es kann auch was schief gehen, immer. Dass mein Hund quer übers Feld einem Hasen nachgeht? Dass er zu einem anderem Hund hinrennt? Dass er auf eine Straße läuft? Das sind natürlich alles Risiken, die man eingeht, wenn der Hund frei läuft. Das ist so, und da muss man sich auch nix vormachen. Es gibt Menschen, für die muss die nächste Straße mindestens zwei Kilometer weit weg sein, bevor sie es für vertretbar halten, abzuleinen. Andere leinen ihren Hund auch an der Bundesstraße nicht an. Ich kriege die Krise, wenn ich den einen Nachbar beobachte, der andere Nachbar kriegt eine, wenn er mich beobachtet.

Ich persönlich finde es ganz schlimm, wenn unverträgliche Hunde frei laufen - heute morgen hatten wir erst wieder so einen Angriff. Den Rüden kennen wir schon, und er liess sich auch dieses Mal wieder durch einen ordentlichen Brüller verjagen. Schreck für mich, Schreck für den Pudel.

Die Besitzer von "Loki" finden natürlich, das Risiko, dass da mal ein Pudel entgegenkommt, sei zu vernachlässigen. Es leben ja alle noch. Ist ja nix passiert... Und sie werden Loki auch weiterhin frei laufen lassen, wenn sie gerade keinen anderen Hund sehen.

Haben die jetzt mehr Unrecht als ich, wenn ich sage: Es passiert, dass der Hund hinter Wild herspringt? Nicht oft, es soll nicht passieren, ich will es nicht rechtfertigen, ich arbeite dran - aber nein, ich kann nicht garantieren, dass mein Hund nicht ein Stück weit hinterhergeht, wenn uns was für die Füße läuft. Trotzdem ist mein Hund nicht immer und überall angeleint.

Das ist der Grund, warum ich Lokis Frauchen (die ja auch ganz bedröppelt war) nicht angemeckert habe. Es war unangenehm, aber es ist ja wirklich nichts passiert, und wir kamen auch wirklich etwas überraschend um die Ecke.

Das Leben ist eine Grauzone. Ich bin froh dass ich mit meinem "Meistens läuft es gut!" durchkomme. Es hilft natürlich, einen ziemlich harmlosen Hund zu haben, der auch dann tendenziell keinen Schaden anrichtet, wenn er nicht hört. Aber eine Garantie habe ich nicht, die hat niemand.

Auf jeden Fall sollte man sich immer im Klaren darüber sein, dass das Leben eine ständige Risikoabwägung ist. Der eine lässt den Hund ungesichert auf der Rückbank im Auto fahren, der andere bindet ihn vor dem Supermarkt an, der nächste lässt ihn alleine im Garten, ohne den Zaun mindestens zwei Meter hoch zu ziehen,  der übernächste wirft mit Stöckchen, und wieder jemand anders lässt ein 10jähriges Kind alleine Gassi gehen. Oder den Hund frei laufen, ohne dass der SuperDuperMegaPfiff zu 150% sitzt.

Wer nun den ersten Stein wirft, (aber niemals das nächste Stöckchen), der ist vermutlich ein besserer Hundehalter als ich. Ich bin sicher, davon gibt es eine ganze Menge.

PS:
Apropos Superrückpfiff. Ein kürzlich geführtes Gespräch darüber ging in etwa so (Kurzfassung):

A: Der Super-Pfiff, der klappt immer!
Hund entschwindet am Horizont.
B: Und warum benutzt du jetzt nicht den Super-Pfiff?
A: Jetzt würde er nicht reagieren, und dann mache ich mir den Super-Pfiff damit kaputt!



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