Hund sein lassen

Man soll den Hund "auch einfach mal Hund sein lassen", heisst es ja immer so schön. Was bedeutet das eigentlich? Dass man ihn machen lassen soll, was er will? Und woher soll ich wissen, was er will?

Will Blacky gerne von mir "ausgelastet" werden? Macht ihm das Agility-Training (haben wir gerade mit angefangen) Spaß, oder degradiere ich ihn zum Sportgerät? Ich glaube ja, es macht ihm Spaß, aber es geht im auf die Nerven, wie ungeschickt ich mich anstelle.

Oh. Vermenschliche ich schon wieder meinen Hund? Lass den Hund doch mal Hund sein!

Blacky würde sicher gerne Katzen jagen. Darf er aber nicht. Wer Katzen jagt, muss an der Leine bleiben! Was dem "Hund sein lassen" ja wieder im Weg steht. Andererseits bin ich sicher, dass Blacky Leberwurst für "Katze sehen und zu Frauchen gucken" auch - als Teil seines Hund-Seins - akzeptabel findet. Oder mache ich meinen Hund abhängig von Belohnungen, Leberwurstuben - abhängig von mir?

Sind Hunde nicht grundsätzlich abhängig vom Menschen? Ist es nicht das, was den Hund zum Hund macht, die Koexistenz mit dem Menschen?

Und dann das ganze "Konditionieren". Mit dem Clicker auch noch. Den Hund auf Knopfdruck bedienen, wie einen Roboter (sagen manche). Blacky findet es toll, aber vermutlich nur, weil ich ihn ja eh nicht mehr Hund sein lasse...

"Lass den Hund doch einfach Hund sein" ist für mich die beste Ausrede überhaupt, wenn ich lieber auf dem Sofa rumhängen möchte,  statt was mit dem Hund zu machen.

Was ist ein Hund, was soll ein Hund sein, wie sehr darf man sich seinen Hund formen, welche Rolle dürfen die eigenen Ansprüche spielen, wieviel muss man seinem Hund bieten, wieviel darf man fordern? Muss man ein schlechtes Gewissen haben, weil man zu viel will, oder zu wenig?

Ich finde es ja gut, dass sich (manche) Hundehalter heute so viel mehr Gedanken um die Bedürfnisse ihres Vierbeiners machen, als vor 10, 20, 30 Jahren. Aber es kann auch sehr verwirrend sein, sich mit den unterschiedlichen Positionen zu befassen, und man wird zwischen "oh Gott, mein armer Hund wird nicht stimuliert, weil ich beim Gassi nicht genug interagiere und nur doof daherlatsche" und "der arme Hund ist doch nur nur noch ein konditionierter Roboter" hin- und hergerissen.

Ein Patentrezept gibt es mal wieder nicht, letztlich werden die Weichen wohl bei der Wahl des Hundes gestellt - je besser der ins eigene Leben passt, umso weniger muss man ihn hinbiegen.

Das einzige, was ich ganz sicher weiß - Blacky macht sich solche Gedanken nicht. Der nimmt es, wie es kommt. Hund müsste man sein.


3 Kommentare:

  1. Ich habe mal unter dem Titel " Den Hund Hund sein lassen" einen beitrag veröffentlicht, dass Socke sich auch mal richtig dreckig machen kann. Das war für mich Hund sein lassen.

    Im Übrigen glaube ich schon, dass wir das Leben unserer Hunde sehr regeln und organisieren und der Hund selten etwas tun kann, was er möchte. ei uns sind es die kleinen Dinge, wie den Weg bestimmen dürfen, das Spielzeug aussuchen dürfen, wo sie schlafen will, in welche Zimmer sie liegen will, bei wem sie liegen will... wo Socke Entscheidungsfreiheieten bekommt.
    Ansonsten ist der Tag schon wegen ihrer Erkrankung, unserer Berufsttätigkeit sehr von uns vorgegeben. Socke scheint es gut zu finden, dass sie nicht entscheiden muss, immer ausreichend versorgt und beschäftigt wird. Ich glaube, es wäre ihr zu anstrengend...

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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  2. Der Beitrag hat mir wirklich sehr gut gefallen, ich finde man muss Hunde teilweise Hunde sein lassen aber ich bin auch der Meinung das wir auch vieles für unsere besten Freunde, die Hunde entscheiden müssen sonst klappt es mit der Erziehung von vorne bis hinten nicht.

    Lg Marc

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  3. Manche meinen, nur ein gut dressierter Hund ist ein guter Hund. Und als ich den Hund, der wirklich gut dressiert war, gesehen habe, so fing mein Herz an zu bluten. Dieses Tier zeigte keine Lebensfreude mehr. Durch Zufall habe ich den Hund dann für ein paar Tage bei mir gehabt, weil seine Besitzer in Urlaub gefahren sind.
    Da vollzog sich bei dem Tier eine Wandlung. Er begegnete meinen beiden Hunden. Und.....als wenn dieser Hund noch nie mit anderen Hunden in Berührunge gekommen wäre, er flippte völlig aus und freute sich, so dass mir dabei die Tränen kamen. Dieser Hund genoß es, in der Zeit, in der er bei mir war, endlich wieder mal Hund zu sein....er tobte mit meinen Beiden, kuschelte mit ihnen....usw.
    Leider habe ich keinen großen Einfluß auf seine Besitzer...doch wann immer er bei uns ist, so kann er wieder Hund sein......

    Viele Grüße von Blacky, Lucky und
    Barbara von Hundezubehoer22

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Danke! Ich werde den Kommentar so bald wie möglich lesen und freischalten.