Jagt er nun oder jagt er nicht?

Je mehr man sich mit dem Thema Jagen beschäftigt, um so komplizierter wird es. Aber auch einfacher. Denn um zu wissen, was man gegen in unerwünschtes Verhalten tun kann, muss man natürlich das Verhalten erst mal verstehen.

Beim Anti-Jagd-Seminar im Sommer habe ich vor allem mitgenommen, dass Blacky eigentlich gar nicht wirklich jagt. So die Diagnose der in meinen Augen extrem kompetenten Seminarleiterin.
Im Grunde macht er einfach Blödsinn und braucht halt einen ordentlichen Gehorsam. Ganz einfach, oder?

Alles, was Blacky macht, ist, manchmal in einen zu hohen Erregungszustand zu verfallen -  um dann ohne Grund einfach zu Rennen wie ein Bekloppter.  Und gelegentlich geht er einem starken Bewegungsreiz hinterher, hetzt also - jagt aber nicht selbstständig, sondern dreht ab und kommt zurück, statt wegzubleiben und weiter nach Jagbarem zu suchen.

Was also tun?

Punkt 1: Management

Logisch, den zu hohen Erregungslevel habe ich mir - aus Unerfahrenheit - in manchen Situationen selbst produziert. Das passiert natürlich vor allem beim Reiten. Ist klar, dass in der Gruppe mit dem Pferd oder sogar mehreren Pferden einfach eine Menge Energie in der Luft liegt. Das wieder herunterzufahren, ging nicht ganz über Nacht, schließlich war die Erwartungshaltung schon da. Ruhigere Ritte, seltener in der Gruppe und über längere Phasen angeleint haben geholfen. Wichtig, und schwierig, ist für mich vor allem, rechtzeitig zu erkennen, dass der Hund aufgeregt wird - und ihn anzuleinen, bevor sich das in Losrennen entlädt.
Da Blacky ein im Grunde sehr entspannter Hund ist, fiel und fällt es mir manchmal noch schwer, das "Schalter umlegen" rechtzeitig kommen zu sehen und ihn anzusprechen oder eben anzuleinen, bevor er nicht mehr ansprechbar ist.

Punkt 2: Impulskontrolle

Da der Jagdtrieb nicht allzu stark ausgeprägt ist, ist er eigentlich auch relativ leicht über schlichten Gehorsam und Erziehung zu kontrollieren - eigentlich. Die Voraussetzung dafür ist eine gute Impulskontrolle. Der Hund muss ja ansprechbar sein. Das zu trainieren ist gar nicht so einfach, weil es kaum Übungsgelegenheiten gibt - Blacky ist weder besonders verrückt nach Spielzeug noch nach Futter. Trotzdem wird jede Gelegenheit mitgenommen, ein bisschen die Selbstbeherrschung zu fordern (und natürlich auch zu belohnen). Und ich merke deutlich, wie das Älter werden hilft.

Punkt 4: Gegenkonditionierung

Impulskontrolle vorausgesetzt, muss der Hund natürlich auch wissen, wann diese gefragt ist. Wann immer etwas also sein Interesse weckt, muss er wissen, dass es sich lohnt, sich mir zu zu wenden, um ggf. meine Freigabe einzuholen. Statt vom Weg ab in einen Wildwechsel rein zu flitzen - stehenbleiben, auf Ansprache reagieren, sich mir zuwenden - und dafür belohnt werden. Die Krähe, Ente oder das Kaninchen bemerken, Stehenbleiben, Gucken, belohnt werden. Und so weiter. Wieder und wieder und wieder.
Gegenkonditionierung ist gerade bei Hunden, die keinen wirklich ernsthaften Jagdtrieb haben, oft sehr erfolgreich. Auf die Frage eines Seminarteilnehmers, ob man denn wirklich so viele Leckerchen verteilen müsse, kam von der Seminarleiterin die lakonische Antwort: "Dann geht es halt schneller!". Und daran halte ich mich und belohne, belohne, belohne.

Punkt 5: Gehorsam

Auf dieser Grundlage merke ich, wie ich zunehmend einfach auch Gehorsam einfordern kann und ein "Nein!" beim Hund auch ankommt. Auch hier ist - grundsätzlich und bei einem Sensibelchen noch mehr - das Belohnen der Schlüssel. Ein befolgtes Abbruchsignal wird umgehend belohnt, das ist wichtig - sonst ist der Hund verunsichert, wird aufgeregt, und damit ist die Impulskontrolle wieder flöten. Und damit auch der Gehorsam.
Und egal, wie gut man trainiert - ein guter Gehorsam braucht vor allem Zeit und viele, viele Wiederholungen, bis es einfach zu einer Selbstverständlichkeit wird. Ob es das Einhalten des Radius ist, das Auf-dem-Weg-bleiben oder der Rückruf.

So greift alles ineinander und baut aufeinander auf. Schritt für Schritt.


2 Kommentare:

  1. Danke für deine Tipps - wir haben im Winter viel Zeit um an unserer Verbindugn zu arbeiten und ich hoffe, dass es dann besser mit uns klappt :) frohes Fest!

    AntwortenLöschen
  2. Kennen wir ganz ähnlich mit unserer Pudeline. Mit ähnlichen Konsequenzen für Menschen und Kooperation ;-)

    AntwortenLöschen

Danke! Ich werde den Kommentar so bald wie möglich lesen und freischalten.