Begegnungen

Eine ganz normale Morgenrunde. Unsere erste Begegnung ist Merlin, ein großer Labbi-Mix in Blackys Alter, die Hunde kennen sich aber kaum. Beide sind ohne Leine und staksen ein bisschen steif aufeinander zu. Jungrüden-Imponiergehabe wohl - Blacky hat ohnehin ein bisschen von seiner "Juhu ich renn da mal hin" Begeisterung verloren, seid er zum ersten Mal von einem Hund angegriffen wurde.

(Exkurs: Ganz schmaler Weg, großer Hund, Blacky will sofort den Rückzug antreten, als der andere schon nach vorne schiesst - und wäre direkt auf ihn drauf, wenn, ja WENN nicht Superfrauchen - also ich - mit einem Brüllen entschlossen dazwischen gegangen wäre. Boah hat der Hund einen Satz gemacht. Das war dem wohl noch nicht passiert. Es war auch meinerseits eine sehr instinktive Reaktion - niemand tut meinem Hund was! Zum Glück war der Hund hell, vor großen schwarzen habe ich nämlich unsinnigerweise und unterbewusst mehr Schiss. Kommentar des irgendwann auch mal um die Ecke biegenden Frauchens: "Na, das kann der mal gebrauchen." Ich: "???? Macht der das öfter?" "Ja, seit er Probleme mit der Schilddrüse hat!". Ach. Ich konnte nur noch anmerken, dass eine kleine Vorwarnung in diesem Fall ja wohl nett wäre, hab den Hund noch mal weggebrüllt, weil der inzwischen schon wieder dem ängstlich hinter meinen Beinen hervorlugenden Pudelchen auf die Pelle rücken wollte, und bin davon gestapft. Ein paar Tage später musste ich was ähnliches noch mit einem weißen Schäferhund veranstalten. Ich glaube, ich bin in Blackys Augen jetzt wirklich ein Held und er ist ein bisschen skeptischer, wenn es um andere Hunde geht. Exkurs Ende).

Während Blacky und Merlin sich auf der Wiese beäugen, zwischendurch mal ne Runde rennen und dann wieder beäugen, erkundige ich mich nach Merlins Befinden, weil der von dem einzigen Hund, um den ich wirklich einen weiten Bogen mache, ziemlich verletzt wurde. Ich bin froh, dass ich meiner Einschätzung vertraut habe und von Anfang an keine Experimente mit "Geordie", dem Neufundländer-Irgendwas-Mix zugelassen habe. Obwohl mich das dazugehörige Frauchen mal minutenlang beschimpft hat, weil ich nicht wollte, dass der Riesenhund an Flexileine meinen Welpen an der Ampel, an der vielbefahrenen Strasse, mal eben "begrüsst". Wie der Herr so's Gscherr, heisst es bei uns.

Weiter also, um die nächste Ecke.
Ein Hund. Blacky reagiert auf mein Stop, ich peile die Lage
und kann ihn freigeben. Lou, der Husky-Mix. Lou ist 7, kam vor zwei Jahren zu seinen Leuten, verwahrlost, mit einer atrophierten Hinterhand wegen Bewegungsmangel, sozial völlig verunsichert und mit allem überfordert. Die junggebliebenen Rentner haben mit Herz, Verstand und viel Geduld aus dem armen Kerl wieder einen Hund gemacht. Ich habe Lou vor einem Jahr kennengelernt. Da war er an der Leine noch aggressiv, im Freilauf freundlich, aber von der Gegenwart anderer Hunde schnell überfordert. Nach wenigen Minuten musste ich immer schnell weiter mit Blacky, weil Lou sonst das Weite suchte. Inzwischen rennt er ein bisschen mit Blacky um die Wette, das Bellen an der Leine ist Vergangenheit, er hört von Woche zu Woche besser und statt zu versuchen, alles auszublenden, erforscht er die Welt und nimmt Kontakt auf. 
Mir geht immer das Herz auf, wenn ich Lou und seine Menschen treffe, und auch Blacky mag ihn sehr. Obwohl, oder weil?, Lou ihn die meiste Zeit ignoriert. 

Wir gehen weiter,  Dackel an Flexi kommt entgegen, Blacky wird angeleint und ich dirigiere ihn nach rechts, weil links der Dackel und sein Herrchen laufen. Der Weg ist breit, der Dackel hat noch überhaupt nicht auf uns reagiert und schnüffelt in aller Ruhe rum. Ich denke, der sieht uns gar nicht, Blacky kümmert sich auch nicht. Nur Dackelherrchen bleibt stehen. Guckt zu uns, guckt zum Dackel. Dackel nimmt uns nun wahr, reagiert aber immer noch nicht. Herrchen schaut weiter erwartungsvoll zu uns, zum Hund, zu uns. Wir kommen näher, ich gucke nicht, Blacky auch nicht, ich grüße kurz. Dackel guckt nun inzwischen auch und fängt dann endlich pflichtschuldigst an zu Bellen. "Ruhig! Ruhig!" sagt Herrchen ganz freundlich. Klingt wie "Gut gemacht!".  Der Dackel meckert weiter, Blacky reagiert so dermassen gar nicht, dass ich mir sicher bin, dass hinter dem Bellen wirklich nichts steckt. Wenn ein Hund ihn tatsächlich "anmacht" zuckt er wenigstens ein bisschen. Oder weicht zurück. Aber der Dackel macht nur Show. Für Herrchen? Fast sieht es so aus.

Auf dem Heimweg stoppen wir kurz auf der Wiese für eine Spielrunde mit Filou und Max, bleiben aber nicht lange, weil Blacky dauernd Filou besteigen will und ich dann immer dazwischen gehen muss. Es gibt ja alle möglichen Theorien, was das Gerammel angeht, mir sind sie wurscht, ich mag das nicht und basta. Nur weil Filou zu gutmütig ist, um sich zu wehren, muss er noch lange nicht schikaniert werden. Nach ein paar Ermahnungen und Auszeiten (Platz üben, mal wieder) benimmt sich der Pudel, aber um es nicht wieder blöd werden zu lassen, gehts nach Hause. 

Auf dem Heimweg stehe ich an der Strasse, morgens um die Zeit doch recht befahren. Hund im Sitz, wir warten. Gegenüber erkenne ich eine Nachbarin, Alfies Frauchen, allerdings ohne Hund. Die sieht uns und brüllt quer über die 3 Spuren: "Ei der Blacky! Haaaallloooo!" 
Jo, super Sache. Blacky vermutet natürlich Alfie bei Frauchen, will sofort losrennen, ich kriege einen Schreck, aber er ist natürlich an der Leine. Trotzdem, dafür gibst ordentlich was gemotzt von mir. Ordnung wird wieder hergestellt, wir überqueren die Strasse, da geht es wieder los: "Ei Blacky, wie gehts dir denn?" Blacky: "Ich freu mich sooo" *hüpfhüpf* Ich zur Nachbarin: "Nicht begrüßen, nicht auch noch belohnen, nicht rufen! Und bitte NIE einen Hund über eine Strasse hinweg rufen!"
Meine Nachbarin: "Oh, du bist ja heute nicht gut drauf!"

Ja klar. 

Mit Nachbarskatze können wir noch ein wenig "gucken aber nicht hinrennen" üben, ein alter Mann erzählt uns eine lustige Geschichte, wie ihm im Wald einmal ein Hund den Spazierstock geklaut hat (Nein, sowas macht meiner nicht. Ja, das ist ein Pudel. Ja der ist geschoren. Stimmt, der hat lange Beine), alle Jogger, Radfahrer und Fußgänger kommen unbelästigt an uns vorbei. 

Ne ganz normale Morgenrunde. Alles ganz cool - aber für das "lange Gassi" fahr ich dann doch meistens ein Stückchen mit dem Auto raus ;-)



2 Kommentare:

  1. Sehr gut geschrieben...Das eine oder andere kennen wir auch. Doch machen wir manchmal sicher auch Fehler im Umgang mit anderen Hundehaltern. Nicht alle Probleme der Hunde sind bekannt. Aber man kann ja mit einander reden und Zeichen geben.

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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  2. Ich kann Dich verstehen - nur fahren wir nicht raus, sondern gehen einfach sehr früh morgens, wenn alle anderen noch in den Federn liegen :) Ich bin nicht so erpicht auf dauernde Hundekontakte und bei einigen der Halter auch nicht auf Kontakt mit Menschen!
    Es gibt leider immer mal wieder Tage, da kommt alles zusammen und ich frage mich dann auch oft, ob ich diejenige bin, die merkwürdige Vorstellungen hat. Kann ich nicht erwarten, dass andere ihre Hunde anleinen oder bei sich behalten - nur weil meine angeleint sind?! Wenn ich deutlich sage, dass meine Hunde keine Leckerchen bekommen sollen - darf ich mich aufregen, weil der andere Hundehalter ihnen doch welche gibt "Es sind ja ganz kleine!"

    Dann lieber keine anderen Hunde - aber einen entspannten Gassigang!

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Damon und Cara

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Danke! Ich werde den Kommentar so bald wie möglich lesen und freischalten.